Konkord 038
Walzerkönig
Laokoongruppe
Technopolka x Diskurswalzer
Laokoongruppe – das ist bloß einer, Karl Schwamberger, nach Wien zugereister Oberösterreicher, aufgewachsen zwischen Alpensee, Anton Bruckner-Symphonien, Blasmusik und Bauernjazz, deren grandiose und grandios schäbige Ästhetiken ihn nie ganz losgelassen haben und auch im kratzigen Pathos der Lo-Fi-Pop-Diskursschlager seines ersten Albums Walzerkönig deutlich nachhallen. Walzerkönig – Fundament des Albums ist eine gründliche Halbbildung in unterschiedlichsten Musiktraditionen von Klassik über alpine und amerikanische Volksmusiken, allerhand Jazz und Pop, bis hin zu Techno, experimenteller Elektronik und weiß der Geier was sonst noch. Und viele alte, tote und untote Freunde grinsen freundlich betreten zwischen Noten- und Textzeilen ins Bild: Mozart und Beethoven, Schubert, Bruckner, Albert Ayler, Will Oldham, Karl Kraus, Thomas Bernhard ... Die alle, ein, zwei Dutzend mehr und ein ganzes Volk von angewandten Künstlern sowieso. Laokoongruppe singt gern von diesem prächtigen Land und seinen herrlichen Menschen, guter Musik und schöner Politik, von innerer Sicherheit und guten Taten, Butterbroten, Bergen, Seen, Cowboyhut und Wanderschuh. Eine abgründig mollige Stimmung resignativer Zufriedenheit und zielsicherer Verirrtheit zieht sich durch Lieder, die zum widerständigen Mitschwelgen und zu meditativer Dopplerekstase einladen. Und damit keine Missverständnisse aufkommen: Ironie trifft man hier bloß in ihrer brauchbaren Form, der romantischen. Immer wieder sickert ein wenig davon in den Tanzboden dieses zwischen allen Klischees errichteten Bierwirtshauses. Kabarett aber muss draußen bleiben.
Und der Name? Reiner Zufall. Oder denken Sie, wenn Sie wollen, an die österreichische Befindlichkeit oder besser gleich die des ganzen zunehmend verzweifelnden Westens und Johann Joachim Winckelmann, der einst über die Darstellung des Laokoon in der Laokoongruppe schrieb: „Der Schmerz, welcher sich in allen Muskeln und Sehnen des Körpers entdeckt und den man ganz allein, ohne das Gesicht und andere Teile zu betrachten, an dem schmerzlich eingezogenen Unterleibe beinahe selbst zu empfinden glaubt: dieser Schmerz ... äußert sich dennoch mit keiner Wut in dem Gesichte und in der ganzen Stellung. Er erhebt kein schreckliches Geschrei ... Die Öffnung des Mundes gestattet es nicht; es ist vielmehr ein ängstliches und beklemmtes Seufzen ...“
Walzerkönig – das ist ein Meisterwerk deutschsprachiger Popmusik mit eindeutig lokaler Färbung: soll auch in Hamburg und Zürich gehört werden, kann in dieser Form aber nur aus Österreich kommen.
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Laokoongruppe – consisting of the one and only, Karl Schwamberger. The Vienna living upper Austrian, brought up surrounded by alpine lakes, Anton Bruckner symphonies, brass bands and country jazz. All of these awe-inspiring and gloriously dilapidated influences have remained close to his heart and resound clearly in the rasping poignancy of his catchy Lo-Fi-Pop debut album Walzerkönig.
Walzerkönig – the foundation of the album lies in Karl Schwamberger’s thorough background knowledge of wildly different music traditions ranging from classical to alpine and American folk music, various jazz and pop, through to techno, experimental electronic and god knows what else. With all these influences many aging, dead and living friends appear in the grooves, between the notes and the lines: Mozart and Beethoven, Schubert, Bruckner, Albert Ayler, Will Oldham, Karl Kraus, Thomas Bernhard ... all of them join together to form the applied art of Walzerkönig.
Laokoongruppe sings passionately about his magnificent country and it’s wonderful people, good music, idyllic politics, national security, good deeds, buttered bread, mountains, lakes, cowboy hats and hiking boots. A heavy atmosphere of resigned contentedness and purposeful aimlessness winds its way throughout the album directing the listener into irresistible swaying of trancelike rapture. In order to avoid any misunderstandings, the irony is only found in its most useful form, romance, which slowly seeps into the dance floor leaving any elements of cabaret firmly outside in the cold.
And what about the name? It is just a coincidence or if you like maybe it refers to the Austrian mental condition or rather the ever more desperate western world in general.
Walzerkönig - that is a masterpiece of German-language pop music with clearly local colouring: is to be heard in Hamburg, Berlin and Zurich, but can come in this form however only from Austria.
„The next big pop miracle from Austria.“ [Der Standard]