Konkord 092

Irrlicht

[goubran]

 

Eine Stimme wie zwei Metallbauträger die rau aneinander reiben, ein Sound, der tief im schäbigen Blues hängen bleibt, Songs, die irrlichtern zwischen Zorn und Zärtlichkeit – Alfred Goubrans Musikprojekt [goubran] geht nach dem gefeierten Debütalbum Die Glut (produziert von Oliver Welter) in die zweite Runde: Sein neues Album Irrlicht ist kein Soundtrack fürs Candlelight-Dinner und Alfred Goubran kein Mann fürs gefällige Honig ums Maul schmieren. No way! Aber mal ehrlich: Für freundliches Gewäsch sind die Zeiten auch einfach zu roh und düster. „Du hast dich lieb, und stellst dich taub, du fühlst dich gut, und bist nur laut.“ – grantelt Alfred Goubran in Der Tod der schönsten Stunde. „Captain Thomas denkt, er hat den Blues, doch er tut sich nur selber leid …“, heißt es in Captain Thomas, dem Opener, der uns mit seinem Nebelhornjaulen gleich auf Konfrontationskurs bringt: In jedem Song lauern Abgründe, in jedem Wort eine Streicheleinheit oder eine Maulschelle. Um deutliche Worte ist Goubran auf Irrlicht nicht verlegen: „Der Herr Minister … liebt die kleinen Kinder / vor allem Jungs und schwarze Kabelbinder / Er ist der Richter, der über den Gesetzen steht / er ist das Übel und die Nacht, die von der Ahnungslosigkeit der Menschen lebt …“

Mit einem crazy bunch von illustren Mitmusikern – unter anderen Stefan Deisenberger (Naked Lunch), Lukas Lauermann (A Life, A Song, A Cigarette), Hannes Wirth (Ernst Molden), Markus Perner (Garish) raspelt Alfred Goubran einen Sound, der an tonnenschweren Grunge-Gitarren genauso seinen Spaß hat wie an sanften Cello-Melodien und störrisch-jazzigem Laidback. Ich hab mich nicht verlaufen, weiß nur nicht, wo ich bin, aus mir ist nichts geworden, weil ich nie fortgegangen bin. Mit Irrlicht weiß [goubran] ganz genau, wo er hin will: rein in die Kopfhörer, raus aus den Lautsprechern! Ich hure und fluche, doch keiner hört hin, deshalb ist es keine Sünde, wenn ich nicht gut zu mir bin. Da können wir von KONKORD beruhigen: Wenn Alfred Goubran loslegt mit dieser rauen, angeknacksten Stimme loslegt, hört man hin. Und vom Gut-Sein ist die Welt auch noch nie besser geworden.

Ein Rezensent bescheinigte seinen früheren Songs, sie seien „Lieder voll Leidenschaft und Düsternis, durch die umso mächtiger gelegentlich ein Lichtstrahl bricht.“ Düster ist Irrlicht noch immer, aber neu ist der offenbar große Spaß an Noise und krachenden Gitarren. Und ein Blitz, der einfährt, ist ja auch ein Lichtstrahl. Irgendwie.

FORMAT: CD, Digital
STYLE: Singer/Songwriter, Chanson, Liedermacher
RELEASED: April 2016

 

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