Konkord 098
Loose Lips Sink Ships
Loose Lips Sink Ships
Founded by New York based cellist and vocalist Meaghan Burke and Viennese multi-instrumentalists Werner Kitzmüller, David Schweighart and Simon Usaty – you probably know them as the core of Protestant Work Ethic who released various recordings an Konkord – Loose Lips Sink Ships are dedicated to venture into the realms of vocal intimacy. Matthias Frey on violin and elusive artist / vocalist Mimu Merz complete the ship’s harmonious crew of singers and stringers, and indeed, this selftitled debut is a feast for those addicted to vivid, passionate voices.
There is so much you can do with vocal chords, a bunch of strings – picked, plucked or bowed – and subtle arrangements. Loose Lips Sink Ships refer to their unique mélange as Biedermeier-Punk. Hm. Think chamber music meets Kurt Weill, the true godfather of punk. He’d see it, too, the beauty in destroying a song (Hatboy), in being subversive (Walzer) or in making a cello burp (Horses).
But instead of sailing too close to wind, Loose Lips Sink Ships explore the boundaries of our times in an inquisitive way, in their own loose way. No hurry here! Relish that moment! And listen to these kindred spirits (best mates) telling stories full of verve with an intensity that’s aiming straight at our hearts. These stories are not just meant to entertain us, they’re providing essential soulfood for thought.
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In-A-Gadda-da-Vida – 17 Minuten. Und keine Sekunde zu lang. Aber. Wünschen wir uns wirklich Songs, die so lange dauern wie diese großartige LSD-Operette? Mit Where’s My Love drehen uns Loose Lips Sink Ships auf ihrem Debut in eine wundervolle Spirale von leidenschaftlichen Chören, zarten Stimmen, warmen Bässen, simpler, aber raffinierter Instrumentierung. Ein Song, der die Tristesse wie selten einer ohne Kitsch in eine Hymne verwandelt. Und den man am besten mehrmals hintereinander hören sollte, um all die Feinheiten, die sich in diesen drei Minuten verstecken, schätzen zu lernen. Überhaupt ist dieses Debut ein Fest der Stimmen. Gegründet von der Cellistin und Sängerin Meaghan Burke, dem Songwriter Werner Kitzmüller, Multiinstrumentalisten David Schweighart (Shrack, The Gore Gore Boys, Voodoo Jürgens) und von Simon Usaty – der mit seiner Band Protestant Work Ethic bereits mehrere Platten auf Konkord veröffentlicht hat – verschreibt sich Loose Lips Sink Ships dem Abenteuer Gesang. Mit dem Geiger Matthias Frey (Sweet, Sweet Moon) und der Künstlerin Mimu Merz stiegen noch weitere Members auf das sinkende Schiff. Diese ganz eigene musikalische Mischung bezeichnet dieses Kolllektiv selbst als Biedermeier-Punk. Befremdend auf den ersten Blick, treffend auf den zweiten. Die Freude am Zerstören eines Songs hört man im Mittelteil von Hatboy. Der Spaß am Subversiven tropft aus Walzer in jedem Takt. Hunde kläffen, ein Cello rülpst in Horses. Schnippschnapp, schnippschnapp. Punk bedeutet für Loose Lips Sink Ships nicht, lautstark krachende Gitarren von der Kette loslassen, sondern mit best mates in lockerer, neugieriger Weise etwas ausprobieren, Grenzen ausloten, sich blind auf die Mitmusiker verlassen. Dazu reichen oft eine akkustische Gitarre, ein Streichinstrument, ein paar Töne vom Piano und einige loose lips. Simpel und fein. Punk is beautiful. Denn wie im Opener Out die Stimme Kitzmüllers zuerst leicht, und dann immer tiefer eingebettet wird in die der anderen, das hat nicht nur Verve, das hat Intensität, die ins Herz zielt. Low würden kurz die Instrumente beiseite legen, und Jason Peirce von Spiritualized würde zufrieden den Taktstock heben. Womit wir wieder bei Psychedelic gelandet wären. Oder einfach bei Musik, die mehr sein will als bloße Unterhaltung. Soulfood. Warm Room wird von Simon Usaty beinahe nicht einmal mehr gesungen, sondern nur noch gehaucht, und entwickelt mit Hilfe einer Begleitstimme eine Energie, die lange nachzittert. Loose Lips Sink Ships. Folk? Punk? Oder die biedermeierliche Lust an der einfachen Hausmusik? Musik als gemeinsames Ankämpfen gegen die Zeit. Die Weiterführung des Wienerliedes mit englischen Texten? Alles gleichgültig, alles gleich gültig. Loose Lips Sink Ships ist das Ergebnis, wenn verwandte Seelen miteinander Geschichten erzählen und sich die Melodien dazu vorsingen. Und dann kann passieren, was uns von Konkord beim Anhören der Songs passiert ist: Wir suchen das Schlupfloch zu ihrem In-A-Gadda-da-Vida … And we all fall in love mit Loose Lips Sink Ships.