Konkord 094
Schiffe aus Schnee
[goubran]
Mit dem Sturm und gegen die Zeit!
Courage und Kompromisslosigkeit. Ein Songwriter, „der in dieser Welt nicht zu Hause ist, der sich nach einer anderen sehnt, die verschüttet liegt unter dem alltäglichen Theater, den Ideologien und Masken.“ (Rolling Stone) Diese Charakterisierung des Songwriters Alfred Goubran korrespondiert auch mit seinem literarischen Schaffen, über das etwa der Kurier bemerkt „Fans rufen seit Langem, dieser Autor neige zu Genialität. Das ist nur wenig übertrieben, wenn man sieht, wie in seinem Buch „Durch die Zeit in meinem Zimmer“ die Reisen verschmelzen.“ In der österreichischen Literatur- und Musikszene ist Goubran ein Solitär, ein Sonderfall, der von vielen wegen seiner Unbeirrbarkeit geschätzt wird.
So war es keine kleine Überraschung als er 2014 das Musikprojekt [goubran] startete, das mit der nun vorliegenden Compilation Schiffe aus Schnee seinen vorläufigen Abschluß findet.
Zwei CDs, hat Alfred Goubran unter [goubran] bisher veröffentlicht. Schiffe aus Schnee ist eine feine Auswahl aus diesen Releases: „Puristische Gitarren, verspieltes Banjo, Melodika, entrückter Gesang. Produziert von Oliver Welter. Enough said?“, so das Wochenmagzin profil über Die Glut (Lindo Records). Über die musikalisch tiefer im muddy Blues angelegte Irrlicht (Konkord 092) schreibt das Wiener Wochenmagazin Falter: „Blues trifft Prog trifft Rock, mal aufwühlend und intensiv, dann wieder von getragener Schönheit, dabei stets stimmungsvoll in Szene gesetzt.“ In Der Tod der schönsten Stunde – einem Liebeslied auf Abwegen, heißt es: „Du hast dich lieb, und stellst dich taub, du fühlst dich gut, und bist nur laut.“ Für Spannung ist gesorgt. Wie wir von Konkord bei der Release von Irrlicht schon gemeint haben: Die Songs sind kein Soundtrack fürs Candlelight-Dinner, und Alfred Goubran ist kein Mann fürs gefällige Honig ums Maul schmieren.
Schiffe aus Schnee – ein Best of? Sagen wir lieber, ein Mix des Künstlers, ein Experiment, wie seine Songs in neuer Zusammenstellung wirken. Denn zu fadem, süßem Brei für zahnlose Zeiten eingekocht wird bei Goubran gar nichts, denn er ist vor allem eines nicht: harmlos. Das hat er mit Heinrich Heine gemeinsam, dem er mit Die Wanderratten eine Hommage als Song auf den Leib schneidert. Und wenn diese Statements zur Schieflage der Nation und der condition humaine mit dieser unverwechselbaren rauen Kehle gespuckt, gegurrt, gebellt, gewispert werden, dann hat das eine Energie, die man bei den wütenden Songpoeten der roaring Sixties sucht („Dieses Album hätte zum großen Teil schon vor Jahrzehnten entstehen können, was seine Relevanz nicht mindert. Eher im Gegenteil.“– FAQ Magazin).
Noch eine Kostprobe? GPS Blues – oder wie man denen ins Gesicht spuckt, die unsere Gegenwart vergeuden und unsere Zukunft verhökern. Mit Schiffe aus Schnee und Frühling in Wien finden sich sanfte Töne und geschmeidige Melodien an Bord ein. Melancholie und Zorn sind ja bekanntlich Schwippschwäger. Chanson und Blues. Cello und Feedback. Tanzen und Treten. Mit Schiffe aus Schnee wagen wir uns aus den sicheren Häfen hinaus, setzen die Segel, lichten die Anker. Und landen wir auch schiffbrüchig auf einer Insel: Mit diesen Songs auf den Lippen und diesen Texten im Ohr, haben wir keine Angst. Schon gar nicht vor Piraten.