Konkord 114
Ich bin müde /
I bin allaa
Stimmgewitter Augustin und Die Stottern
Die ungekrönten (wer will oder braucht schon eine Krone?) MeisterInnen der musikalischen Zusammenarbeit, die seit 2000 als musikalischer Arm der Wiener Boulevardzeitung AUGUSTIN im Chor erhobenen Stimmen von Ernstl, Hömal, Maria, Mario und Riki luden sich nach BO CANDY & HIS BROKEN HEARTS, DER SCHWIMMER und KOLLEGIUM KALKSBURG nun DIE STROTTERN auf eine gemeinsame Vinyl-Single ein. Die bereits vierte solche, die konzeptionell auf A- und B-Seiten musizierend und singend der Liebe und dem Hass als den Motoren im Herzen des Planeten und der lieben Menschlein Tun (Geld würde, wenn, dem Hass zugeschlagen) nachspüren.
DIE STROTTERN, Klemens Lendl (Violine) und David Müller (Gitarre), ihrerseits seit gut zwei Jahrzehnten in Sachen künstlerisch spannender Wiener Musik und Wiener Lieder, für die mensch sich garantiert nicht schämen muss, unterwegs, dabei längst und weit über die Grenzen der dynamischen Donaumetropole ins verdiente Rampenlicht hinaus getreten, ließen sich wesensentsprechend großzügig nicht lumpen und brachten zwei sehr leiwande Arrangements mit, die sie mit vor Spielwitz glühenden Saiten einspielten.
„I bin allaa“ wurde von Toni Stricker (Musik), Julius Simek & Wolfgang Teuschl (Text) für Kurt Sowinetz geschrieben, auf dessen 1974er Album „Hallelujah, Der Huat brennt“ (Preiser Records) es ursprünglich erschienen ist. Um den gerade genannten Albumtitel zu paraphrasieren – in dem Lied brennt wenig an: „Da schreit ma Feuer/da geht ma haaß. Ma wird zum Rudi/Ma geht in Kraas. In jeden Beisl kriegt ma den Weisl, und alle Weiber haben schon Treiber.“
Auch „ich bin müde“ ist bedingt ein Wohlfühllied, lässt es STIMMGEWITTER Favorit Rio Reiser als Texter nach vor Gegensätzen und Widersprüchen strotzenden Strophen doch in diesem bedingt euphorischen Refrain münden: „Alles Schutt und Asche/Alles Rauch und Staub/Alles Trick und Masche/Alles welkes Laub/Ahaaaaa ... Ich bin müde.“
Gegensätze? Womöglich sind Hass und Liebe oft gar nicht so klar voneinander zu trennen. Ist dabei der Hass die völlige Abwesenheit der Liebe, die unstillbare Sehnsucht nach ihr oder doch etwas ganz anderes, eine eigene zerstörerische Kraft? Während die Liebe schon ganz schön stark sein muss, um so einen Hass tatsächlich zu überwinden. Mit diesen wunderbaren Liedern lässt sich auf jeden Fall vortrefflich darüber nachdenken, und dem eigenen Hass und der eigenen Liebesfähigkeit nachspüren.