Konkord 052
Nervöse Welt
The Who The What The Yeah
In einer Welt aus Papier will ich Flammenwerfer sein!
Die Wiener Indierockband legt nach ihrem erfolgreichen 2009er-Debut blackbox nun nach: Nervöse Welt heißt ihr jüngstes Werk und bietet in zehn geradlinigen Songs eine Anleitung zum Wütendsein! Für Liebe und Herzschmerz ist in den Texten von Sänger Martin Konvicka kein Platz – in pointierten Bildern singt, spricht und schreit er an gegen Selbstaufgabe und den neoliberalen Zeitgeist.
Die Songs der Band sprudeln schier über vor Lust, den Finger auf öffentliche Wunden zu legen. Gesellschaftskritik in Zeiten von Facebook, Bankerboni und Starbucks-Kids? Aber sicher doch! Dabei setzen die vier Jungs den manierlichen Auswüchsen selbsternannter Indie-Bohemiens das klassische und weit unmittelbarere Rockformat entgegen, selbst wenn der Sound der Band inzwischen weitaus raffinierter klingt als noch auf dem Vorgängeralbum blackbox. Virtuos und stets gefällig wechselt der Liedfluss zwischen atmosphärischen Klangflächen, mitreißendem Four-on-the-floor und knallhartem Brett.
Hier vier Songs, die paradigmatisch für die spezifische Ästhetik dieser Band einstehen: Da ist Strahlung, ein Track mit ätzenden, geradezu geifernden Gitarren, dessen aggressive Aussage sich mit überbordender Tanzbarkeit verbindet. Oder wie steht es mit Hallo Zielgruppe, einem Song, der nicht nur die besondere Affinität der Band zum Sixties-Orgelsound belegt, sondern auch die österreichische Publikumsbeschimpfung wieder auferstehen lässt? Immer ein Rhythmus zeugt wiederum von der Vielseitigkeit der Stimme Konvickas. Sein eigentümliches Changieren zwischen Sprechen und Singen gleicht lautem Nachdenken, den Hörer sofort zum Mitdenken einladend. Und natürlich ist da der gloriose Titeltrack Nervöse Welt, in dem sich die Band aus einem spielerischen Popsong in eine essentielle Wuthymne hineinsteigert.
Kurzum: The Who The What The Yeah legen mit ihrem zweiten Werk Nervöse Welt ein kraftvolles, direktes und herzlich erfrischendes Rockalbum vor.