Konkord 071
Wintergarten
Wintergarten
Wintergarten - Music from the dark heart of the Bavarian soul
Rich Bavarian dialect on a Viennese label? Can they do that? And how they do that!
As you maybe know, death was born and raised in Vienna, but the dying begins over there in Bavaria. Already the first song of the album is a hymn to complete and fundamental weariness.
After a few minutes the duo from Munich finds a relentless conclusion: "We´ve had it all / but we felt nothing / and now we are weary". Then the drum machine is turned on, and a strange event occurs: with a rhythm they sound even more desperate!
Electro meets brass band music in slow motion. A low voice sings of evanescence, loneliness and longing. Almost sacral passages stand on the shoulders of a feeble, tormented home organ sound. Melancholic scraps of poetry are caught in dark music loops - chamber music facing the last judgment.
Wintergarten send us to the "Hospital", they intone a "Requiem" and they build us a casket ("Sargg").
There are no stereotypes for these dark, grey songs. The experimental folkrock of Austria´s Attwenger is picked up and sometimes the morbid and gloomy soundscapes of Portishead come to mind.
And there is a shadow of old folklore in these songs, a wrechted voice from a gloomy winter preserved for us to feast upon. But never mind, spring will come back someday, maybe.....
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Musik aus dem finsteren Herzen der bayrischen Seele
Satter bayrischer Dialekt auf einem Wiener Platten-Label? Ja dürfen’s denn des? Und wie sie das dürfen! Denn der Tod ist zwar ein Wiener, aber das Sterben beginnt schon in Bayern. Schon der erste Song des Albums ist eine Hymne an die Lebens-Müdigkeit: Mia san miad.
Nach ein paar Minuten zieht das Münchner Duo, das sich aus dem gebürtigen Chiemgauer Andreas Moosmüller und Oliver Lichtl zusammensetzt, schon das gnadenlose Resümee: „Ois hamma gsehgn / und nix hamma gspürt / aber jetzt samma miad“. Mit letzter Kraft wird noch der Drumcomputer eingeschalten, und das Unfassbare geschieht: Mit Rhythmus klingen Wintergarten noch desperater!
Electro trifft auf getragene Dorfkapellen-Bläser in slow motion. Die oft in tiefem Timbre gehaltene Stimme singt von Vergänglichkeit, Einsamkeit und Sehnsucht. Knarziger Bontempi-Sound schultert sich mühselig empor schraubende, fast sakral anmutende Passagen. In düsteren Musikschleifen verfangen sich schwermütige Textfetzen in bayrischer Mundart. Eiseskälte zum Mitsummen. Stubenmusik im Angesicht des letzen Gerichts.
Da schickt uns Wintergarten auf die „Bluadwiesn“, stimmt uns ein „Requiem“ an und zimmert uns einen „Sargg“.
In Schubladen lassen sich die düster-grauen Songs nicht einordnen. Der Geist von Ludwig Hirsch und seinen „Dunkelgrauen Liedern“ grüßt aus weiter Ferne, die Experimentierfreudigkeit von Attwenger wird aufgegriffen und an manchen Stellen fühlt man sich gar an die morbid-düsteren Klangwelten von Portishead erinnert.
Und was oft so klingt wie nebenbei hingeklimpert, erweist sich als teuflisch gut arrangiert: Jeder Sound sitzt, jede Melodie pickt und lieber einen Ton zu wenig als zu viel. „Wennts moants ihr habts mi kennt / dann habts eich sowieso teischt“.
Irgendwie hört man dabei auch alte Volksmusik, in Zeitlupe ächzend, vom Schicksal gerädert, heraus. Aber das passt schon. Denn das Volk, das hatte auch noch nie was zu lachen. Und der nächste Frühling, der kommt bestimmt.